Treuhänder – Treuhandgesellschaft

Ein Treuhänder ist eine private oder juristische Person, der von einem Dritten (dem Treugeber) vertraglich ein Recht übertragen wird mit der Bedingung, dies nicht zum Vorteil des Treuhänders auszuüben. Dieses Verhältnis wird auch Treuhandschaft genannt. Die Treuhand gilt als Absicherung für alle an einer Vertragsform beteiligten Personen, Unternehmen oder Institutionen. Sämtliche Rechte und Pflichten des Treuhänders werden in einem Treuhandvertrag geregelt.

Dieser Treuhandvertrag definiert nicht nur die übertragenen Rechte und Pflichten, sondern auch die Bedingungen für die Übernahme des Treugutes und die eventuelle Entschädigung im Falle von Vertragsverletzungen oder anderen rechtlichen Auseinandersetzungen.

Leistungsumfang von Treuhandgesellschaften

Im Kern ihrer Dienstleistungen steht die Wirtschaftsprüfung, die folgendes umfasst:

  • Erstellung und Überprüfung von Konzern- und Jahresabschlüssen
  • Überprüfung von Bilanzierungen, inklusive Sonderbilanzen
  • Außerordentliche Überprüfungen bei Unternehmensumwandlungen, Kapitalerhöhungen und Neugründungen

Darüber hinaus bieten Treuhandgesellschaften umfangreiche Steuerberatungsleistungen, von der Hilfe bei Steuererklärungen bis hin zur treuhänderischen Vertretung in steuerrechtlichen Verfahren. Spezifische Beratungsdienste beinhalten Unternehmensgründungen, Nachfolgeregelungen und Unternehmenskäufe.

Formen der Treuhandschaft

Am häufigsten sind Treuhandgesellschaften in diesen Erscheinungsformen: 

  • Vollrechtstreuhand: Der Treuhänder erwirbt nach außen das volle Recht am Treugut, er wird also dessen Eigentümer.
  • Ermächtigungstreuhand: Dem Treuhänder wird das Treugut nicht übertragen, er darf lediglich im eigenen Namen darüber verfügen.
  • Gesetzliche Treuhand: Gibt es vorwiegend zur Sicherung und zum Schutz von Vermögenswerten abwesender oder nicht geschäftsfähiger Personen (z. B. Testamentvollstrecker, Konkurs- oder Zwangsverwalter).
  • Sicherungstreuhand (oder Garantietreuhand): Bei dieser Form hält der Treuhänder das Treugut zur Sicherung von Verbindlichkeiten eines Dritten. Dies ist oft bei Kreditgeschäften der Fall, wo die Treuhandgesellschaft als Sicherheit für den Kreditgeber agiert. Besonders relevant kann dies für GmbHs und andere Gesellschaften sein, um ihre finanziellen Verpflichtungen abzusichern.
  • Insolvenztreuhand: In Fällen, wo ein Betrieb – oft eine GmbH oder eine andere Gesellschaft – zahlungsunfähig wird, kann ein Treuhänder als Insolvenzverwalter fungieren. Dieser übernimmt die Vermögensverwaltung der insolventen Gesellschaft, um eine geordnete Abwicklung oder Sanierung zu ermöglichen. Das Treuhandgesetz kann dabei eine wichtige Rolle spielen, indem es den Rahmen für die Handlungen des Treuhänders definiert.
  • Treuhandschaft für spezifische Projekte: Diese Form der Treuhand kommt zum Einsatz, um Projekte oder spezifische Unternehmungen, wie etwa im Bereich Crowdinvesting, abzusichern. Treuhänder kümmern sich um die Übernahme und Verwaltung des Projektkapitals zur Sicherstellung der ordnungsgemäßen Verwendung und späteren Entschädigung der Investoren. Sie bieten Beratung und Leistungen an, die zur erfolgreichen Durchführung des Projekts beitragen.
  • Administrative Treuhand: Hierbei übernimmt der Treuhänder administrative Aufgaben, wie die Verwaltung von Lizenzen, Urheberrechten oder anderen immateriellen Vermögenswerten für Betriebe. Diese Form der Treuhand kann für Betriebe aller Größen, einschließlich Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, eine wichtige Rolle spielen, indem sie zur Effizienzsteigerung und Risikominimierung beiträgt.

Es gibt keine einheitliche Erscheinungsform einer Treuhandschaft, sie ist gesetzlich nicht geregelt. Es gibt jedoch universelle Eigenschaften: Ein Treuhänder muss vertrauenswürdig und uneigennützig sein im Zusammenhang mit seinen Befugnissen und Ausübungen für den Treugeber. Treuhänder können Notare, Banken, sogenannte Treuhandgesellschaften oder eine Wirtschaftsprüfung sein.

Treuhandgesetz und seine Bedeutung

Das Treuhandgesetz bildet die gesetzliche Grundlage für die Ausübung von Treuhandtätigkeiten in Deutschland. Es legt die Rahmenbedingungen fest, unter denen Treuhänder agieren dürfen, und stellt sicher, dass die Interessen der Treugeber geschützt werden. Die Kenntnis und Einhaltung des Treuhandgesetzes sind essenziell für alle Treuhänder, einschließlich Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und Steuerberater, um ihre Leistungen effektiv und im Einklang mit den gesetzlichen Anforderungen zu erbringen.

Wie nutzt Crowdinvesting die Treuhand?

Nach dem Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) müssen Kapitalverwaltungsgesellschaften eine Verwahrstelle damit beauftragen, die Verwahrung von Vermögen zu übernehmen. Dies kann ein Treuhänder sein.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat hinsichtlich der Auftragsgebung eine Kontrollfunktion. Für Anbieter von Crowdinvesting gelten diese gesetzlichen Pflichten nicht, allerdings ist es im Sinne aller Beteiligten eines Crowdinvesting, einen Treuhänder zur Absicherung und reibungslosen Abwicklung einzusetzen. Daher wird die Kapitalverwaltung in der Regel auch hier über Treuhänder abgewickelt.

Der Unterschied zwischen Treuhand und anderen Rechtsformen

Treuhandverhältnisse unterscheiden sich wesentlich von anderen Rechtskonstrukten:

  • Bei einer Ermächtigung ist der Ermächtigte zum Handeln in eigenem Namen berechtigt, jedoch ohne Übertragung des Rechts selbst.
  • Hinterlegung oder Verwahrung beinhaltet keine Eigentumsübertragung, sondern lediglich eine passive Verwaltung.
  • Nacherbschaft beschränkt die Verfügungsmacht der Vorerben ähnlich einer Treuhandschaft.
  • Ein Rückkauf ist vergleichbar mit einer Sicherheitsübereignung, fokussiert aber auf passive Verwaltung.
  • Eine Schenkung sieht keine Drittbegünstigung und kein Weisungsrecht des Schenkers vor.
  • Bei der Stellvertretung handelt der Treuhänder unter eigenem Namen.
  • Ein Trust definiert ein Rechtsgeschäft, bei dem die Verantwortung bei der Treuhand liegt, mit einer im Vergleich zum Trust schwächeren Rechtsstellung des Begünstigten.
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